In diesen Tagen sind viele Menschen in den Ferien. Auf vielen "Kanälen" wird dann davon berichtet: auf sozialen Kanälen im Internet, per Karte, per Brief, per email, usw. Dabei ist auffällig, wie manchmal "kleinste" Dinge positiv mitgeteilt werden. Es wird die Freude gezeigt über etwas Erreichtes, die schöne Landschaft, das gute Essen, das Miteinander sein. Es wird sogar Freude gezeigt darüber, dass man müde und erschöpft ist nach einer Wanderung. - Die Welt erstrahlt auf einmal in einem ganz anderen Licht: von der schönen Seite durch die Wahrnehmung der Offenheit und dem Schenken der Aufmerksamkeit! - Und damit kommt ein Akzent dazu: die Personen haben sich Zeit genommen! Und sie wurden beschenkt: Im Zeitnehmen sind sie offen geworden, haben Aufmerksamkeit gewährt und durften empfangen. Mich freut dies sehr! Dabei habe ich einen einfachen Wunsch, den ich daran knüpfe: Diese Haltung - ist sie neuentdeckt? - im normalen Alltag auch zu leben und zu pflegen. Es ist gar nicht so schwierig, doch würde sie vielen Freude machen. Die Bilder zeigen einen berühmten Wanderweg in Liechtenstein auf dem fast alle paar Meter ein anderer Blick frei wird auf die Schönheit des Lebens. Die einzige Aufgabe dabei ist, den Weg zu gehen, sonst wird es verpasst! Die einzige Aufgabe ist die Haltung der Aufmerksamkeit zu leben, sonst wird viel verpasst!
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In diesen Tagen ist viel zu hören von verlorenen Koffern, von zu vielen Koffern, usw. - Und früher war es zumindest in den Flugzeugen so, dass die Handgepäcke zu gross wurden, da in den mitgenommenen Koffern nicht alles Platz hat.
Ja, wieviel soll man mitnehmen auf Reisen? Alles für alle Eventualitäten: für Hitze und Kälte, für Regen und Schnee, für Bademöglichkeit und Skiwandern, für Alltag und noblen Ausgang? - Wieviel und für was? Nehmen wir in unseren Anliegen nicht oftmals auch zu viel mit? Zu viel indem wir uns über alles Gedanken machen, für alles vorbereitet sein wollen? Und der Effekt davon? Unser Kopf ist überlastet, schon voll gestopft und kann nichts mehr aufnehmen? Weniger ist manchmal mehr! In meiner Pfarrei kommen viele Jakobspilger vorbei, meist nur mit einem Rucksack (schliesslich muss ja alles getragen werden) oder mit Seitentaschen bei Velos. - Sie beide sind Zeichen für das NICHT-Zu viel mitnehmen. In diesen Tagen wird bei uns im Pfarrhaus frühmorgens alles geöffnet um Durchzulüften. Die Fenster und Türen gehen alle auf - ja, sie bleiben dann auch auf. Es kommt frische und bereichernde Luft in die Räume und es kann wieder geatmet werden. Der so entstandene Durchzug mit der Offenheit lässt das Leben wieder mit frischem Atem gestalten und pflegen. Und das Schöne dabei ist: ausgewechselt ist nur die Luft; die Möbel, Bilder, Bücher usw. bleiben alle vorhanden.
Ein solches Durchlüften wünsche ich mir auch für meine Kirche und Glaubensgemeinschaft. Ein Durchlüften, das wieder sichtbar macht für was wir da sind und wo wir unsere Akzente zu setzen haben. Ein Bereinigen von Wesentlichem und Unwesentlichem. Eine Klarheit sich für die Menschen einzusetzen und nicht eine Selbstbeschäftigung. Eine Deutlichkeit, dass Gott uns seine Liebe schenkt um uns zu helfen und nicht zu belohnen. Die Möglichkeit wahrzunehmen, dass Sakramente Zeichen und Wirklichkeiten der Liebe Gottes sind und für uns Menschen da sind - und diese zugänglich gemacht werden sollen. Sie sehen unten ein Foto unserer Eingangstüre beim Pfarrhaus. Wie viel schöner ist es noch, wenn in ein frisch gelüftetes Haus hineingegangen werden darf und die Eingangstüre so freundlich und strahlend mit Blumen den Menschen empfängt - empfangen mit Leben. So wünsche ich ein gutes Durch- und Auslüften. Im heutigen Evangelium von Lukas (Lk 10,38-42) wird Jesus von Maria und Martha bei ihnen Zuhause begrüsst. Martha geht sofort in die Küche und kocht etwas. Maria wendet sich Jesus zu.
Der Text ist vielen bekannt und wird oft dargestellt als ein Gegenüber von Tätigsein und Ausruhen, von Aktivismus und Passivismus. Doch geht es hierin um etwas ganz anderes. Es geht um die Aufmerksamkeit, die geschenkt wird. Jesus kommt unerwartet und er wird empfangen. Doch dann wird Jesus - und das ist das Entscheidende - Aufmerksamkeit zuteil. a. Martha schenkt ihm ihre Aufmerksamkeit indem sie in ihn hineininterpretiert, was er will. Sie fragt nicht, sie hört nicht hin. Nein, sie vermutet, dass er was zu Essen braucht und geht an die Arbeit. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich eigentlich an sich selber: ich schaue für mich, dass ich was zu tun habe, dass meine Einstufung umgesetzt wird. b. Maria schenkt ihm die Aufmerksamkeit und nimmt ihn zuerst einmal wahr. Sie sieht ihn, hört ihn und stellt fest, dass er gar nicht essen will, sondern Dasein möchte und reden, berichten, erzählen. Sie stülpt ihre Wünsche nicht auf ihn über, sondern schenkt ihm die volle Aufmerksamkeit und hört zu. Für mich ist diese Erzählung ein schönes Bild für unsere gesellschaftliche und kirchliche Situation. Wie oft wird ein grosser Aktionismus betrieben wie in Punkt a. Und dann werden die eigenen Vorstellungen ohne genau hinzuschauen auf die anderen übertragen. Und der krönende Abschluss ist dann die Begründung, dass dies so gewünscht gewesen sei. - Also eine Rechtfertigung des eigenen Egoismus. So wird entsprechend viel gewirkt in der Welt, das gar nicht gewollt ist oder nur sich selber dient. Wie viel anders wäre unsere Welt und Kirche, wenn wirklich hingeschaut würde, auf das, was nötig ist und gebraucht wird? Viele Problemlösungen wären dann umsetzbar, weil der Wille erkennbar ist auf welches Ziel hingearbeitet wird. Nicht das Ziel des Bewahrens für sich selbst, sondern es ist das Ziel des Helfens und Eingehens auf den Nächsten und Mitmenschen. Entsprechend sind hier Eigeninteressen hintenangestellt und das andere steht im Zentrum. In der Kirche heisst dies dann: Nicht etwas einfach machen, weil ich es so will! Vielmehr etwas machen, weil wir die Hilfe Gottes den Menschen zuteil kommen lassen wollen - und zwar so grosszügig wie Gott es ist. Es ist Ferienzeit und wir hören von überallher, dass es Staus und Staus und Staus und Staus.... gibt. Fast alle wollen in die Ferien in andere Länder, ans Meer, usw.
Sicherlich ist dies gerechtfertigt, doch frage ich mich immer wieder: muss dies sein? Ist es im eigenen Heimatland nicht auch schön? Noch mehr frage ich mich, ob das eigene Wohnland überhaupt gekannt wird. Gut erinnere ich mich an jenes Ereignis, als ich noch Vikar im Kanton Zürich war und in meinen Religionsunterricht eine Klosterfrau eingeladen war um über ihre Arbeit zu reden. Sie fragte die Kinder, wo sie in die Ferien gehen. Die Antworten waren: Australien, Neuseeland, Kanada, Afrika, Sri Lanka usw. - Die Klosterfrau wollte zeigen wie weit weg sie arbeitet - in Sri Lanka. So fragte sie: Und kennt ihr den Uetliberg? - Nein, da waren wir noch nie! - Und dies ist der Hausberg von Zürich. Darum finden Sie hier unten ein Foto von meinem jetzigen Hausberg auf Grund meiner Arbeitsstelle. Es ist der Hausberg von Schwyz. Das Foto ist aufgenommen von den Mythen und zeigt die Tallandschaft von Schwyz - einiges mehr als mein Pfarreigebiet. (Auf den Mythen hat man ein 360Grad-Panorma) Doch dieses Foto zeigt, wie schön diese Landschaft ist. Es zeigt wunderbare Seen, Berge, Täler. So bleibt meine Frage: Sehen wir die Schönheiten in unserer Nähe nicht mehr? - Wenn nicht, dann ist es sehr schade! Wenn doch, dann reden wir auch positiv davon! Wie geht man mit negativen Ereignissen um? Viele versuchen diese zu vertuschen oder dann erst zu beantworten, wenn andere dazu Fragen haben.
Doch damit geht man automatisch den falschen Weg. Denn es heisst vielmehr "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Ende ohne Schrecken." Die röm. kath. Kirche versucht gemäss Papst Franziskus nun den anderen Weg zu gehen: Lieber ein Schrecken ohne Ende. Am deutlichsten wird dies in Deutschland. Fast jede Woche/Monat gibt es Ergebnisse aus immer anderen Bistümern - statt alles zu konzentrieren. Es ist kein Miteinander und kein Mut. - Und dann gilt dies für die ganze Welt: jede Bischofskonferenz geht einen eigenen Weg. PR technisch gesehen ist dies ein Super-GAU oder das Dümmste, was man machen kann. In der Kirche Schweiz wird dies auch vollzogen. Da heisst es dann, dass eine jede Person, die bei der Kirche angestellt sein will, akzeptiert automatisch die Vorstellungen der röm.kath. Kirche. - Doch davon sind wir weit entfernt: In meiner Amtszeit als Pfarrer habe ich die Frau eines Priesters beerdigt neben der Tochter. Der Sohn hat an der Beerdigung des Priesters gesprochen wie es ihm und seinen Kindern, also den Enkeln ging - diese Beerdigung hat eine kirchliche Persönlichkeit gehalten, da ich in de Ferien war. Im Herbst 2022 wird ein Film veröffentlicht von einem Priester, der Kinder gezeugt hat und jedesmal, als es bekannt wurde, in eine andere Pfarrei versetzt wurde. - Während den Dreharbeiten sind "neue" Kinder aufgetaucht. Den Film hat meine damalige Kirchenstiftung mitfinanziert. Die Zukunft der Kirche besteht nicht im Missbrauch. Die Zukunft der Kirche besteht darin, dass sie so schnell wie möglich die Missbräuche selbst aufdeckt und gleichzeitig eine Pastoral und Personalpolitik entwickelt, die den heutigen Ansprüchen entspricht. - Vertuschung, Abwartung,, Verschleierung sollten der Vergangenheit angehören. Dabei gehört auch dazu, dass Seelsorgende so ausgebildet werden, dass sie sich bewusst sind "normale Menschen" zu sein. Denn die Kirche steht im Dienst des Glaubens, der sich um das Wohl der Menschen bemüht: nämlich den Menschen wieder zu seinem Schöpfer zu führen. Sie werden entsprechend hier bald eine neue Rubrik vorfinden mit dem Titel "Pastoralkonzept". PS: Ich muss immer schmunzeln, wenn Menschen mich fragen nach den alten liturgischen Gewändern. Diese Menschen staunen dann immer wieder, wenn ich erkläre, was ihre Bedeutung im Ursprung ist - und die steht immer im Bewusstsein aus der Sicht des Menschen - und nicht einer theologischen Fiktion. Dieses wunderbare Foto von den Mythen - den Hausbergen Schwyz - wurde mir heute zugestellt. Es zeigt den Sonnenaufgang und wie sich die Sonne ihren Platz freischaufelt und beginnt sich durchzusetzen. Es zeigt jedoch auch die Reaktion der Blumen im Vordergrund, die vielfältiger nicht sein könnte.
Die einen Blumen sind sozusagen noch im Schlaf und lassen sich vom Kampf der Sonne nicht erwärmen. Die anderen sind wach und haben sich auf die Sonne eingestellt: sie schauen in die richtige Richtung, lassen sich wärmen und geniessen es sozusagen. Andere wiederum sind ganz zaghaft und sozusagen scheu oder gar skeptisch - schafft es die Sonne sich durchzusetzen? Es ist dies für mich ein schönes Bild für die jetzige Situation in der Kirche. Ist nicht gerade jetzt spürbar die Frage: Sich nicht berühren lassen wollen? Abwarten? Vertrauen haben? Sich einlassen auf das Zukünftige im Glauben/Vertrauen, dass es gut wird. Sehr hoffe ich, dass sich die verschiedenen Aspekte zu einem Bereich entwickeln in dem der Glaube/das Vertrauen prozentual den stärksten Teil ausmacht. Nur dann kann die Kirche sich wieder richtig einbringen und leben. Bei den Blumen ist es übrigens einfach: Im Laufe des Tages lassen sich sich alle von der Sonne leiten... - Bei uns Menschen, weiss man dies nie. Früher wurden Menschen gerne in "Schubladen" gesteckt und damit mit Vorurteilen überhäuft. Wer in einer bestimmten Schublade war, der konnte kaum noch was bewerkstelligen, das dieser Schublade widersprach.
Heute gibt es diese "Schubladen" nicht mehr. Heute gibt es Gegenstück den "Brand". Das tönt besser und meint nichts anderes als dass die betreffende Person eine "Marke" darstellt. Mit ihr wird dann alles entsprechende verbunden und die Person darauf festgelegt. Es tönt wunderbar schön, doch faktisch sind es nichts anderes als "Vorurteile" und "Einstufungen". Die entsprechenden Personen werden ihrer Identitäten beraubt und damit viele Möglichkeiten der Zukunftsgestaltung verunmöglicht. Diesen "Brand" gibt es immer mehr in der Gesellschaft und noch mehr in unserer Kirche. In der Kirche hiess dies früher "konservativ", "progrossiv" oder eine Person, die den "Mittelweg" geht oder eine "Fahne im Wind" ist. Mich befremden diese Einstufungen, da für die Zukunft der Gesellschaft und der Kirche viele Dinge verunmöglicht werden - vor allem sachliche Diskussionen. Nehmen Sie den aktuellen "Brand" der "Konservativen": das Äussere muss stimmen von der Kleidung, die "alte" Liturgie sollte ihr Ideal sein, der Priester ist auf der erhöhten Stellung, usw. - Dabei wird vergessen, dass hier mit "alter" Liturgie jene aus dem 16. Jahrhundert gemeint ist und die Stellung des Priesters wie zur Zeit des Absolutismus. Dieser Brand gaukelt vor bei den Ursprüngen zu sein. Doch davor gibt es noch 1500 andere Jahre mit einer Vielfalt von Liturgien und Aufgaben, mit dem dienenden Charakter der Priester und Bischöfe. Und dann gibt es den Brand jener Personen, die sich einsetzen und damit auch zum Nachdenken und Handeln anregen. Ihre "Marke" besteht darin, dass sie als Störenfriede abgestempelt werden. Sie zwingen zum Handeln und Nachdenken - und haben den Ruf Unfrieden zu säen. Ob Vorurteil oder ein Brand zu sein - faktisch kommt es aufs Gleiche heraus: festnageln der Person auf bestimmte Dinge. - Und damit wird Zukunft verunmöglicht. Schade, dass wir in all den Lebensjahren nach wie vor hier nichts gelernt haben. Der wahre Konservative würde sagen: Jesus hat sich immer dagegen gewehrt und ist auf alle zugegangen! Und diese Haltung hat in der Kirche und der Gesellschaft immer zu Fortschritten gehört. Denn in ihr wird nicht eine Person abgeschrieben; vielmehr werden gleichwertige Wesen gesehen, die ihre Meinung einbringen wollen und das Menschsein leben möchten. Wie sagt ein alter Spruch: "Machen wir es wie Gott und werden wir Mensch!" - nicht eine Marke. |
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September 2024
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