Haben Sie den Frühlingsputz schon gemacht? In vielen Haushaltungen ist es üblich vor dem Sommer richtiggehend auszumisten, alles auf Hochglanz zu polieren, durchzulüften und dann die Wohnung/das Haus in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.
Das Wesentliche des Frühlingsputzes ist, dass das ursprünglich Vorhandene wieder zum Tragen kommt. Es wird nichts hinzugefügt. Doch wird das auf die Seite gelegt und entfernt, was das Ursprüngliche verdeckt, zudeckt bzw. im wahrsten Sinne des Wortes "verstauben" lässt. Gerne denke ich diesbezüglich auch an unsere Kirche und ich frage mich dabei, wann unser Frühlingsputz gemacht wird und wer dabei hilft. Im II. Vatikanischen Konzil hat Papst Johannes XXIII sinngemäss mal gesagt: Macht die Fenster auf und lasst die frische Luft in die Kirche hinein. - Er hat zum Ausdruck gebracht, dass das Verstaubte entfernt werden soll und das Wesentliche wieder zum Tragen kommt und in seiner Kraft ausstrahlt. Und dabei ist er den ganzen Weg gegangen und nicht in der Mitte stehengeblieben. Was ich damit meine? - Viele Gläubige sind der Auffassung, dass sie die Kirche reinigen wollen und dabei auf ihren Ursprung zurückgehen möchten. Dabei ist dann der "Ursprung" gesetzt im 16. Jahrhundert mit dem Tridentinum. Was damals festgelegt wurde, das soll wieder leuchten. Doch ist dies "nur" die Hälfte des Weges. Der Ursprung liegt in Jesus Christus und nicht im 16. Jahrhundert. Und er hat dabei keinen Formalismus gelehrt, sondern das Wesentliche des Lebens: Gott schenkt Liebe und wir Menschen sind eingeladen diese schöne Botschaft den Menschen zugänglich zu machen. Und diese schöne Botschaft wurde dann über Jahrhunderte hinweg immer auf die gesellschaftliche Situation versucht einzubringen. Es ist schade in den vielen heutigen Diskussionen feststellen zu müssen, dass willkürlich gesetzte Datumsgrenzen als "Ursprung" gesetzt werden. Nehmen wir als einfaches Beispiel die tridentinische Liturgie. Sie wurde im 16. Jahrhundert nachdem sie über Jahrhunderte hinweg immer mehr angehäuft, ergänzt wurde. Das darin enthaltene Hochgebet stammt aus dem 16. Jahrhundert. - Das älteste Hochgebet, das wir allerdings heute beten, stammt aus dem 2. Jahrhundert (ist damit also viel älter und ist die Grundstruktur des tridentinischen Hochgebetes). So geht es mit vielen anderen Bereichen der kirchlichen Gemeinschaft: mit den Ämtern, den veränderten Formen der Sakramentenspendung, mit den Stellungen/Aufgaben von Menschen. Der Frühlingsputz wäre nötig in unserer Kirche, damit das Wesentliche wieder zum Tragen kommt und die Menschen wieder anspricht. PS: Letzthin wurde ich gefragt wegen der Priestersoutane. Früher war dies Kleid ein Zeichen der Armut, der Bescheidenheit - und nicht ein Zeichen einer Sonderstellung, wie sie heute von etlichen präsentiert wird.
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September 2024
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