ZU SPÄT
Hatten Sie auch schon mal das Gefühl, dass etwas zu spät ist? Es gibt Menschen, die sagen: «es ist zu spät» und andere sagen: «wer zu spät kommt, den bestraft das Leben». Bei all diesen oder ähnlichen Aussagen geht es im Wesentlichen immer wieder um die Sichtweise, was im Augenblick getan werden sollte jedoch noch nicht verwirklicht ist. Während die erste Aussage jedoch das Ende beinhaltet und festhält, dass nichts mehr zu ändern ist, sagt die zweite Aussage vielmehr eine Änderungschance voraus – nur muss es jetzt geschehen bevor dann die erste Aussage eintrifft: zu spät. Bezogen auf die Kirche und die kirchliche Situation ist im Augenblick sicherlich ein grosser Umbruch festzustellen – ein Umbruch, den die einen gar nicht wollen, weil sie Sicherheit haben möchten und alles beim Alten belassen. Und die anderen sagen, dieser Umbruch ist schon lange fällig und jetzt – bevor es zu spät ist – soll daran gearbeitet werden und die Wandlung und die Veränderung ihren Platz und die nötige Zeit erhalten. Es soll nicht gewartet werden bis jemand anders den Mut hat und sich einsetzt, sondern wir, die wir im JETZT leben, sollen sich einbringen und sich engagieren. Manche sagen, dass die katholische Kirche wie ein grosser Tanker ist auf dem weiten Meer und sehr schwerfällig – und darum wiederum keine oder kaum eine Veränderung möglich ist. – Doch stimmt dies wirklich? Die Kirche besteht aus Menschen, aus Einzelwesen, die sehr beweglich sind. Und setzen sich diese zusammen, können sie auch miteinander einiges in Bewegung bringen. Sie können andere begeistern von den Ideen, vom Glauben, von Gott, vom Leben. Dabei wird die Liebe zur Gemeinschaft und zum eigenen Leben sichtbar und erfahrbar und schon – ja, schon ändert sich etwas. Es ist erst dann „zu spät“, wenn wir keine Hoffnung und keine Lebensfreude mehr haben. Solange wir diese Hoffnung allerdings haben – und sie gründet im Glauben an die Auferstehung Jesu Christi – können wir verändern und Neues in Bewegung setzen. Die Frage ist einzig und allein, ob wir wollen oder nicht. Es ist nicht die Frage, ob die anderen es machen, sondern wir es machen wollen. Wollen wir die theologischen Sachverhalte wahrnehmen, die die letzten Jahrhunderte an theologischen Auseinandersetzungen hervorgebracht haben? Wollen wir wahrnehmen, was Jesus wirklich gewollt hat und dies unterscheiden von dem, was vor allem im Mittelalter hinzugekommen ist an Traditionen. Sind wir uns bewusst, dass in Jesus Christus und mit der Schöpfungslehre Gott den Menschen als Mann und Frau als sein Abbild erschaffen hat – und damit ein partnerschaftliches Miteinander vorgegeben ist? Und setzen wir dies um zB. in den Gottesdiensten, zB. indem der Empfang der Kommunion unabhängig davon ist, ob es eine Kommunionhelferin oder ein Kommunionhelfer ist. Leben wir das allgemeine Priestertum, das alle Christinnen und Christen als KünderInnen des Glaubens in die Welt sendet? Sind wir bereit die Wertschätzung gegenüber allem Geschaffenen zu pflegen und zu leben? Es ist die grosse Frage an uns: SIND WIR BEREIT UNSEREN BEITRAG ZUR VERÄNDERUNG ZU GEBEN? Oder erwarten wir die Veränderung von den anderen? Manchmal muss ich schmunzeln, welche Veränderungen unsere Gesellschaft mit den lustigsten Argumenten verhindert: a. Die Gewählten, die Geweihten haben die Verantwortung. Sie müssen entscheiden. b. De Gläubigen müssen entscheiden, denn sie sind das Volk Gottes. Sie müssen es wollen, aber sie Wollens eigentlich nicht. c. Wir finden die geforderten Personen für dieses oder jenes Amt nicht. d. Sich lieber nicht einsetzen, denn sonst setze ich mich aus und ich möchte ein ruhiges Leben. e. Jetzt, nachdem ich mein Amt niedergelegt habe, ist mir bewusst geworden durch dieses oder jenes Ereignis, was zu verändern wäre. Jetzt kann ich es nicht mehr, sollen es nun die anderen tun. Vor vielen Jahren hat ein deutscher Weihbischof eine Ansprache im Vatikan bei einer Bischofssynode gehalten über 5 kritische Bereiche der Kirche. Als er an seinen Platz ging, haben ihm alle applaudiert und einige sagten zu ihm: einverstanden mit dem, was du gesagt hast – aber du musst dir sicher sein, dass deine Karriereleiter damit wohl beendet sein wird. Warum hätte sie beendet sein sollen, wenn die anderen zum Applaus gestanden wären und damit zur Überzeugung? Es ist NIE ZU SPÄT sich zu verändern. Es ist nie für die Kirche zu spät, wenn einsichtig wird welche Fehler oder falsche Verhaltensweisen der Botschaft Christi widersprechen und sie Hinderungsmittel darstellen die Botschaft Christi in die Welt hinauszutragen. Es ist NIE ZU SPÄT, denn die HOFFNUNG DER AUFERSTEHUNG und des NEUEN LEBENS lebt. Ihr SSR-Pfr. Kurt Vogt
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April 2025
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