Früher wurden Menschen gerne in "Schubladen" gesteckt und damit mit Vorurteilen überhäuft. Wer in einer bestimmten Schublade war, der konnte kaum noch was bewerkstelligen, das dieser Schublade widersprach.
Heute gibt es diese "Schubladen" nicht mehr. Heute gibt es Gegenstück den "Brand". Das tönt besser und meint nichts anderes als dass die betreffende Person eine "Marke" darstellt. Mit ihr wird dann alles entsprechende verbunden und die Person darauf festgelegt. Es tönt wunderbar schön, doch faktisch sind es nichts anderes als "Vorurteile" und "Einstufungen". Die entsprechenden Personen werden ihrer Identitäten beraubt und damit viele Möglichkeiten der Zukunftsgestaltung verunmöglicht. Diesen "Brand" gibt es immer mehr in der Gesellschaft und noch mehr in unserer Kirche. In der Kirche hiess dies früher "konservativ", "progrossiv" oder eine Person, die den "Mittelweg" geht oder eine "Fahne im Wind" ist. Mich befremden diese Einstufungen, da für die Zukunft der Gesellschaft und der Kirche viele Dinge verunmöglicht werden - vor allem sachliche Diskussionen. Nehmen Sie den aktuellen "Brand" der "Konservativen": das Äussere muss stimmen von der Kleidung, die "alte" Liturgie sollte ihr Ideal sein, der Priester ist auf der erhöhten Stellung, usw. - Dabei wird vergessen, dass hier mit "alter" Liturgie jene aus dem 16. Jahrhundert gemeint ist und die Stellung des Priesters wie zur Zeit des Absolutismus. Dieser Brand gaukelt vor bei den Ursprüngen zu sein. Doch davor gibt es noch 1500 andere Jahre mit einer Vielfalt von Liturgien und Aufgaben, mit dem dienenden Charakter der Priester und Bischöfe. Und dann gibt es den Brand jener Personen, die sich einsetzen und damit auch zum Nachdenken und Handeln anregen. Ihre "Marke" besteht darin, dass sie als Störenfriede abgestempelt werden. Sie zwingen zum Handeln und Nachdenken - und haben den Ruf Unfrieden zu säen. Ob Vorurteil oder ein Brand zu sein - faktisch kommt es aufs Gleiche heraus: festnageln der Person auf bestimmte Dinge. - Und damit wird Zukunft verunmöglicht. Schade, dass wir in all den Lebensjahren nach wie vor hier nichts gelernt haben. Der wahre Konservative würde sagen: Jesus hat sich immer dagegen gewehrt und ist auf alle zugegangen! Und diese Haltung hat in der Kirche und der Gesellschaft immer zu Fortschritten gehört. Denn in ihr wird nicht eine Person abgeschrieben; vielmehr werden gleichwertige Wesen gesehen, die ihre Meinung einbringen wollen und das Menschsein leben möchten. Wie sagt ein alter Spruch: "Machen wir es wie Gott und werden wir Mensch!" - nicht eine Marke.
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April 2025
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